Schulpastoral oder Schuldiakonie? Zur Notwendigkeit einer Neukonturierung christlichen Handelns in der Schule angesichts wachsender Konfessionslosigkeit
Mariusz Chrostowski
Zusammenfassung
Schulpastoral gerät angesichts wachsender Konfessionslosigkeit immer stärker in Plausibilisierungsstress. Ihre – vor allem liturgisch-mystagogischen – Angebote sind selbst vielen Getauften fremd. Der Kreis der Adressat:innen schrumpft kontinuierlich, während die kirchliche Ressourcenknappheit zu Sparmaßnahmen zwingt. Angesichts dieser Herausforderungen ist es notwendig, diesen wertvollen christlichen Dienst am Menschen in öffentlichen Schulen neu zu konturieren, um ihn auch in Zukunft erhalten zu können. Genau dies ist das Ziel dieses Beitrags, in dem ein Plädoyer für Schuldiakonie formuliert wird.
Schlagwörter: Bildung, Diakonie, Konfessionslosigkeit, Schuldiakonie, Schulpastoral
School Pastoral Care or School Diaconia? On the Need for a New Contouring of Christian Action in Schools in the Face of Growing Non-Denominationalism
Abstract
School pastoral care is increasingly under pressure of plausibility due to the growing number of religious disaffiliations. Its offerings, especially liturgical and mystagogical, are alien to many of the baptised. The circle of recipients is steadily shrinking, while the Church’s lack of resources is forcing austerity measures. In the light of these challenges, it is necessary to re-frame this valuable Christian service to individuals in public schools to ensure that it can be sustained in the future. This is the aim and purpose of this paper, which presents a plea for school diaconia.
Keywords: diaconia, education, non-denominationalism, school pastoral care, school diaconia
„Die Kirche der Zukunft wird diakonisch sein – oder sie wird nicht mehr sein“ (Gatzke & Petzoldt, 2023) – diese sicherlich etwas zugespitzte Reaktion evangelischer Diakon:innen auf die VI. EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung (EKD, 2023) impliziert nicht nur eine Weichenstellung für die Kirche(n) und ihre Pastoral an sich, sondern auch für die Schulpastoral (ev. Schulseelsorge), in welcher konfessionellen Ausprägung auch immer. Dafür gibt es gute Gründe: In einer Gesellschaft, in der die Konfessionslosigkeit1 von Jahr zu Jahr zunimmt und in der sich die soziokulturelle Landschaft (zusammen mit den Digitalisierungsprozessen) erheblich verändert (ebd., S. 16–23), genießt christlich motiviertes diakonisches Tun sowohl bei Christ:innen als auch bei Konfessionslosen hohe Anerkennung (ebd., S. 46–47). Auch der Verbleib in der Kirche ist diakonisch motiviert, „weil sie sich für Solidarität und Gerechtigkeit in der Welt und für die Zukunft der Menschheit einsetzt“ und „etwas für Arme, Kranke und Notleidende tut“ (ebd., S. 64; vgl. auch Gatzke & Petzoldt, 2023). Demzufolge wird christliches Engagement also gerade dort besonders geschätzt, wo die Kirche – ganz im Sinne des Evangeliums (z. B. Lk 4,18; 7,36–50; 10,25–37) und von Papst Franziskus (vgl. u. a.: Eckholt, 2016; Borghesi, 2020) – den Menschen an der sozio-existenziellen Peripherie zur Seite steht.
Transformiert auf die Schulpastoral deuten diese empirisch fundierten Erkenntnisse darauf hin, dass Ansätze wie die mystagogische (vgl. u. a.: Roeger, 2009; 2015) oder ignatianische (vgl. u. a.: Görtz, 2014; Görtz & Molzberger, 2015) Perspektivierung schulpastoraler Angebote und das (kirchliche) Festhalten an deren Strukturierungsprinzipien wie Martyria, Leiturgia und Koinonia (DBK 1996, S. 19; 2020, S. 37) kontinuierlich an Gültigkeit verlieren werden, worauf Ulrich Kropač bereits vor fast 10 Jahren mit Blick auf die postmoderne Gesellschaft hingewiesen hat (Kropač, 2015, S. 13). Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass sich Schulpastoral in Deutschland seit Jahrzehnten vermehrt diakonisch versteht (Könemann, 2015, S. 17). Dies ist nicht nur auf den historischen Sprung von der Schülerseelsorge zu ihrem heutigen Verständnis zurückzuführen (Chrostowski, 2021, S. 106–109), sondern auch auf ihre zunehmend pluralitätssensible Ausrichtung (vgl. u. a: Kaupp, 2018). Dementsprechend sind viele schulpastorale Aktivitäten – vor allem an öffentlichen Schulen – ohnehin diakonisch angelegt (vgl. u. a.: Erzbistum München und Freising, 2024; RPI der EKKW & EKHN, 2019). Diese bereits eingeleitete Entwicklung wird sich aller Voraussicht nach in Zukunft weiter verstärken. Wenn Schulpastoral – so meine These – weiterhin aus christlicher Überzeugung einen Beitrag zur Humanisierung der Schule (DBK, 1996, S. 7) leisten und dabei möglichst allen Menschen offenstehen will, müsste sie sich angesichts der rückläufigen Zahl konfessionell gebundener Adressat:innen sowie Mitarbeiter:innen noch entschiedener diakonisch profilieren. Genau dieser Aufgabe nimmt sich der vorliegende Beitrag an.
Vorab ist jedoch zu betonen, dass es mir nicht um eine simple Umetikettierung der Schulpastoral in Schuldiakonie geht. Ebenso wenig soll ein detailliertes Programm für Schuldiakonie entworfen werden, da dies den Rahmen eines begrenzten Artikels sprengen würde. Eine detaillierte, systematische Durchdringung des in der Fachliteratur gut dokumentierten religionspädagogischen Diskurses zu Konfessionslosigkeit (vgl. u. a.: Käbisch, 2014; Kropač, 2018; Domsgen, 2020; Kropač & Schambeck, 2022; Hock & Käbisch, 2023) und Schulpastoral (vgl. u. a.: Schmitz, 2004; Koerrenz & Wermke, 2008; Gutmann, Kuhlmann & Meuche, 2014; Kaupp, 2018; Chrostowski, 2021) findet ebenfalls nicht statt. Vielmehr ist der Beitrag ein Plädoyer und damit eine erste Annäherung an die Konzeptualisierung der Schuldiakonie und soll als Anregung bzw. Pro-Vokation (lat. ‚hervorrufen‘) für eine kritische Auseinandersetzung mit den vorgeschlagenen Termini sowie für weitere Diskussionen innerhalb der Scientific Community und kirchlicher Gremien dienen. Dazu wird zunächst ein erkenntnistheoretischer Rahmen skizziert, der die Potenziale der Diakonie im Hinblick auf die Profilierung christlichen Handelns in der Schule und die Stärkung konfessionell-kooperativer Trägerschaft beleuchtet. Darauf aufbauend werden im Rahmen eines konzeptionellen Spezifizierungsversuchs zentrale Signaturen der Schuldiakonie definiert und herausgearbeitet. Abschließend wird eine Bilanzierung in fortgeschriebener Absicht vorgenommen.
„Der Begriff Diakonie (griechisch diakonia = Dienst) drückt näherhin einen besonders genuinen Aspekt der christlichen Glaubenspraxis aus. […] [Er] beschreibt eine personale Dienstleistung am Mitmenschen, in der sich der diakonische Charakter der Liebe Gottes zu den Menschen in besonderer Weise offenbart (vgl. Lk 22,26; Mt 20,26 und Parallelen; Mt 23,11; Phil 2,5)“ (Pompey, 1988, S. 422). Genau in dieser Bedeutungsschattierung wurde Diakonie über Jahrhunderte verstanden, aber das Wort Diakonie besagt wesentlich mehr als „dienen“ (Lilie, 2019, S. 45). Bereits in den 1990er Jahren konnte der australische Theologe J. N. Collins (1990) plausibel machen, dass es sogar sinnvoller wäre, Diakonie mit Vermittlung oder Verbindung zu übersetzen (Lilie, 2019, S. 45; Ryökäs, 2013, S. 107–108). „Die altgriechische Wortwurzel ‚Diak‘ habe mit dem Verb ‚darauf losgehen‘ zu tun. Und das heißt, dass Menschen, die sich der Diakonie verpflichten, nicht nur wohltätige Diener sind. Sie sind auch Kuriere, Verbinder, Abgeordnete, Begegnungen Ermöglichende und Brückenbauer. Ihre Verortung liegt im Dazwischen“ (Lilie, 2019, S. 45).
Eine solche diakonische Grundhaltung und ihre Verortung im Sinne eines Dazwischen ist einerseits angesichts zunehmender Konfessionslosigkeit von eminenter Brisanz (Gatzke & Petzoldt, 2023). Andererseits gibt es seit Jahren grundlegende Anfragen, wie etwa die Kritik an der Diakonie aus den Humanwissenschaften (vgl. u. a. Lutz & Kiesel, 2021; Strube, 2022). Ein weiterer Punkt ist, dass in der Diakonie häufig tief verwurzelte paternalistische Haltungen verankert sind. Dies erfordert eine kritische Reflexion des eigenen Handelns als Diakonie, d.h. eine Entdiakonisierung, die eine „Auflösung einer diakonisch-dichotomen Wahrnehmung von Hilfebedürftigen und Helfenden“ (Uppenkamp 2021, S. 168) impliziert. Folglich wird sowohl aus diakonie- und caritaswissenschaftlicher als auch aus religionspädagogischer Perspektive nach neuartigen, zeit- und kontextsensiblen Gestaltungsformen gesucht (vgl. u. a. Henkelmann, Jähnichen, Kaminsky & Kunter, 2012; Eurich & Glatz-Schmallegger, 2019; Domsgen & Foß, 2021; Haspel, 2022; Foß, 2024), die das diakonische Profil plausibilisieren sollen. Aus der Diskussion in diesem Feld lässt sich folgern: So wenig das diakonische Profil in seiner Prägekraft von vornherein verabsolutiert werden darf, so wenig darf vernachlässigt werden, dass angesichts zunehmender Konfessionslosigkeit religiöse Kommunikation neben anderen Kommunikationsformen – wie etwa politischer, ökonomischer oder pädagogischer – eine substanzielle Funktion hat, die menschliches Handeln mitprägt. Es gilt daher, den Gesichtspunkt der diakonischen Profilbildung neben anderen Rationalitätsformen in den Bildungskontext zu integrieren (Liedke, 2017, S. 105–106).
Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, dass es gerade im Rahmen des christlichen Engagements in der Schule einer konsequenten „Rückkehr in die ‚Diakonie‘“ (Delp, 1985, S. 89) bedarf, da deren Realisierung im säkularen Kontext keine Schwierigkeiten bereitet (Kropač, 2015, S. 13). Oder anders ausgedrückt: Diakonie „ist ein kirchlicher Grundvollzug, dem gleichsam universale Bedeutung zukommt. Er stellt in postmodernen Zeiten das Glaubwürdigkeitskriterium par excellence für Kirche dar“ (ebd.). Wenn also die Schulpastoral noch stärker als bisher die Diakonie in den Fokus ihrer Aktivitäten rückt, wird sie nicht nur ihr Profil schärfen und damit eine neue, per se menschenfreundliche Strahlkraft nach außen entfalten, sondern auch an systemischer Relevanz gewinnen – auch als Kooperationspartnerin der Schulsozialarbeit (Chrostowski, 2021, S. 126–127; Demmelhuber, 1999, S. 28–30). Dabei darf nicht übersehen werden, dass die Legitimation einer diakonisch orientierten Schulpastoral als freiwilliges Angebot – im Vergleich zur Schulsozialarbeit als Teil des schulpädagogischen Konzepts (Fehr, 2021, S. 27) – im Schulsystem stark davon abhängt, wie gut sie in die bildungspolitischen Konzeptionen und Strukturen der Schule eingebunden ist und wie deutlich ihre Unterstützung von der Schulgemeinschaft wahrgenommen wird. Genau an diesem Punkt zeigt sich das Erfordernis einer sorgfältigen Profilierung und Zielsetzung des christlichen Handelns in Schulen angesichts zunehmender Konfessionslosigkeit, da es im Gegensatz zur Schulsozialarbeit nicht auf präzise (schulgesetzliche) Aufgabenbeschreibungen und klar definierte Zuständigkeitsregelungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe rekurrieren kann (Lochner, 2024, S. 118; vgl. auch Pikowsky, 2024). In diesem Sinne wird die künftige Transformation von der Schulpastoral zur Schuldiakonie sowohl bildungspolitisch als auch bildungstheoretisch ihren übergeordneten diakonischen Auftrag legitimieren, d. h. ihre Arbeit für Humanität (Menschenfreundlichkeit) und „gute Pluralität“ (Bartl, 2023, S. 230), die sich auf zwei Ebenen vollzieht:
Erste Ebene: Diakonie vermittelt ein universales Humanitäts- und Pluralitätsverständnis. Sie differenziert bewusst zwischen universalen menschlichen Werten (z. B. Liebe) und christlichen Prinzipien (z. B. Glaube). Somit ist sie keine Glaubensgemeinschaft, sondern eine Dienst- und Wertegemeinschaft. Mit anderen Worten: Diakonie ist eine Dienst- und Wertegemeinschaft der Liebe, die ihren Ursprung im christlichen Glauben hat. Diese Liebe versteht sich aber nicht als exklusiv christlich, sondern als offen für alle Menschen (ebd., S. 229–230). Sie zielt damit auf eine „gute Pluralität“ (ebd., S. 230), d. h. auf eine Schulgemeinschaft und Gesellschaft unterschiedlicher Weltanschauungen, Religionen, Konfessionen mit ihren jeweiligen Wahrheitsansprüchen und Grundüberzeugungen, die sich zu universalen Werten und zur Humanität als regulativem Leitprinzip bekennen (ebd.).
Zweite Ebene: Diakonie lädt alle an Schule Beteiligten ein, mit konkreten Angeboten wirksam für Humanität und „gute Pluralität“ vor Ort einzutreten (ebd., S. 229–230). Um jedoch eine nachhaltige Wirkung in der Schule entfalten zu können, muss sie auf drei Subebenen ansetzen: auf (a) affektiv-handlungsorientierter, (b) kognitiver und (c) der spirituellen Subebene (Adam 2005, S. 124). Diese sind nicht getrennt voneinander zu denken, sondern sollen sich durchdringen und ineinandergreifen, denn Diakonie lebt von konkreter Erfahrung und kritischer Reflexion. Damit sind zugleich die zentralen Teilziele der Schuldiakonie angedeutet, die sich grundsätzlich auf folgende vier Aspekte fokussieren: 1. Persönlichkeitsentwicklung durch das Gefühl, gebraucht zu werden, neue Perspektiven zu gewinnen, außerschulische Kompetenzen zu erwerben und Menschsein ganzheitlich zu erleben; 2. Stärkung des Bewusstseins, dass sich Gottes- und Nächstenliebe im Dienst und Einsatz für Ausgegrenzte, Kranke und Schwache manifestieren, einschließlich Begleitung, Beratung und Sensibilisierung für ethische und große Fragen trotz unterschiedlicher Überzeugungen und Lebensentwürfe; 3. Mobilisierung sozialer Sensibilität, Förderung der Übernahme sozialer und politischer Verantwortung sowie der Akzeptanz einer Solidargemeinschaft im digitalen Zeitalter; 4. Bekanntmachen mit diakonischen Handlungsfeldern und Impulsgebung für haupt- und ehrenamtliches Engagement vor Ort (ebd., S. 124–125; DBK, 2020, S. 38–42; EKD, 2015, S. 6–7). Diese Zielsetzung der Schuldiakonie, wenngleich eine empirische Überprüfung wünschenswert wäre, betont ihre systemische Relevanz (vgl. u. a. Lames, 2015) und unterstreicht die Bedeutung des christlichen Dienstes in Schulen, der als gelebtes Sozialkapital (vgl. u. a. Büchel-Kapeller, 2011) zu verstehen ist. Diese Perspektive korrespondiert mit folgender Grundannahme: „[J]e mehr Sozialkapital – d. h. je mehr bürgerschaftliches Engagement und je mehr gemeinschaftliche Werte und Normen in einer Gesellschaft vorhanden ist – umso besser funktionieren Demokratie und Wohlfahrtsstaat“ (Der Wegweiser Bürgergesellschaft, 2024). Die Schuldiakonie ist daher nicht als Versuch einer religiösen bzw. kirchlichen Einflussnahme auf die Schulgemeinschaft zu verstehen. Sie soll vielmehr als Angebot zur Stärkung sozialstaatlicher Prinzipien und als Beitrag zur Demokratieförderung jenseits weltanschaulicher Differenzen begrüßt werden. Mehr noch: Die Schuldiakonie könnte sich in diesem Kontext als ein Ansatz erweisen, der Empowerment fördert. Denn ihre Handlungsfelder könnten so angelegt sein, dass Menschen in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Fähigkeiten, Bedürfnisse und persönlichen Perspektiven zu erkennen, zu artikulieren und in solidarischen Gemeinschaften innerhalb einer pluralen Gesellschaft aktiv umzusetzen (Domsgen, 2018, S. 8; ausführlicher: Bucher & Domsgen, 2016; Domsgen, 2024).
Darüber hinaus gilt es zu betonen, dass die Transformation zur Schuldiakonie keinesfalls ein Alleingang der katholischen Kirche sein kann. Anzustreben ist eine enge Zusammenarbeit im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen e. V. (DBK, 2020, S. 46; vgl. auch Lochner, 2024, S. 124; Lienau, 2017, S. 367) und damit eine konfessionell-kooperative Trägerschaft der Schuldiakonie. Dabei werden die unterschiedlichen Ansprüche der einzelnen Glaubensgemeinschaften – in u. a. konzeptioneller, finanzieller und personeller Hinsicht – sicherlich kollidieren. Sie müssen aber in gemeinsamer Anstrengung zum Nutzen der Schule harmonisiert oder zumindest angeglichen werden (Lochner, 2024, S. 118). Vor diesem Hintergrund muss an dieser Stelle der mögliche Vorwurf einer Protestantisierung der katholischen Schulpastoral durch dieses evangelisch konnotierte Schlagwort der Schuldiakonie entschieden zurückgewiesen werden, da Diakonie schlechthin ein christlicher Grundvollzug ist, den niemand für sich allein reservieren kann (Bartl, 2023, S. 230).
Dabei darf nicht übersehen werden, dass man sich ein Konkurrenzdenken bzw. - verhältnis zwischen evangelischer und katholischer Kirche heute nicht mehr leisten kann, wie vor allem die demographischen Daten unmissverständlich belegen (vgl. u. a. DBK, 2019; EKD, 2019).
Ferner sollte ebenso eine interreligiöse Kooperation z. B. mit islamischer Schulpastoral vorangetrieben werden (vgl. u. a.: Cimşit, 2015), die derzeit an vielen Schulen ein gravierendes Desiderat ist. Allerdings ist darauf zu achten, dass auch andere Religionen diese Initiative mittragen und unterstützen, um zu vermeiden, dass z. B. Muslim:innen den Eindruck haben, von den Kirchen religiös vereinnahmt zu werden.
Nachdem der Übergang von der Schulpastoral zur Schuldiakonie als eine weitere Entwicklungsstufe christlichen Handelns in Schulen begründet und ihre Zielsetzung in Grundzügen skizziert worden ist, gilt es im nächsten Abschnitt, ihre Definition und ihre konzeptionellen Signaturen vor dem Hintergrund wachsender Konfessionslosigkeit zu spezifizieren.
Ausgehend von den bisherigen Überlegungen kann Schuldiakonie wie folgt definiert werden: Schuldiakonie ist ein Dienst der Nächstenliebe im Schulalltag, um alle Menschen unabhängig von ihrer Weltanschauung und kulturellen Herkunft ganzheitlich in ihrer sozialen und individuellen (d. h. physischen, psychisch-emotionalen, kognitiven und existentiell-spirituellen) Entwicklung zu unterstützen. Durch die Orientierung an der Peripherie, den postheroischen Realismus, die Partizipationsoffenheit und Inklusion, die Anwaltschaftlichkeit und die Ermöglichung der Gottesbegegnung im Einsatz für den Nächsten fördert sie ein offenes, respektvolles und situationssensibles Miteinander, stärkt die Schulgemeinschaft und leistet einen Beitrag zu Chancengerechtigkeit, Humanität und „guter Pluralität“ (Bartl, 2023, S. 230) sowie zur individuellen Ausformung sozialer Kompetenzen im Horizont des christlichen Wertesystems (vgl. u. a. Bargheer, 2001, S. 330; Toaspern, 2007, S. 215; Bartl, 2023, S. 230).
Die vorgeschlagene Definition der Schuldiakonie hat weitreichende Konsequenzen sowohl für das Verhältnis von Kirche(n) und Schule als auch für die Schuldiakonie und den Religionsunterricht in zunehmend konfessionslosen Milieus. Zunächst ist zu beachten, dass Schuldiakonie die Durchbuchstabierung christlichen Handelns in öffentlichen Schulen im Horizont gemeindetheologischer Kategorien, in deren Rahmen Martyria, Leiturgia und Koinonia nicht mehr wie bisher realisierbar sind, weitgehend aufbricht. Damit entfällt die konzeptionell vorausgesetzte schulpastorale Ergänzung des Religionsunterrichts im Blick auf die Glaubenspraxis. Religionsunterricht und Schuldiakonie können sich weiterhin gegenseitig (z. B. inhaltlich, projektorientiert) inspirieren, sind aber als getrennte Tätigkeitsfelder mit jeweils unterschiedlichen Zielsetzungen und Adressat:innen aufzufassen (Kropač, 2024, S. 6–7; vgl. Kropač, 2015, S. 12–16). Allerdings bedeutet dies nicht, dass z. B. für Schüler:innen, die am Religionsunterricht teilnehmen, das Fach nicht mehr als „Türöffner“ (Lochner, 2024, S. 125) für schuldiakonische Angebote fungieren kann. Im Gegenteil, dies kann und soll der Religionsunterricht leisten.
Genau dieses Bild der strikten Differenzierung und wechselseitigen (inhaltlichen) Impulsgebung liegt auch den folgenden fünf Signaturen zugrunde, die sich aus der obigen Begriffsbeschreibung der Schuldiakonie ergeben und die in Zukunft die konzeptionelle Ausrichtung dieses christlichen Dienstes in der Schule konturieren sollen. Sie können im Wesentlichen folgendermaßen charakterisiert werden:
Orientierung an der Peripherie
Wenn die Peripherie ins Zentrum der Schuldiakonie gerückt wird, dann ist damit nicht unmittelbar die geographische Peripherie gemeint, sondern vor allem die existenzielle Peripherie, d. h. die Peripherie der Ungerechtigkeit, des Leidens, der Einsamkeit, der Ablehnung, der Diskriminierung, des Rassismus oder die Peripherie aller Formen von Armut etc., denen die Menschen heute ausgesetzt sind (Rabiej, 2022, S. 40). Diese Personen in ihrem Hier und Jetzt ernst zu nehmen und ihnen mit Sensibilität zu begegnen, bedeutet, Abstand von missionarisch-evangelisierenden Angeboten zu nehmen. „Oftmals ist es besser, den Schritt zu verlangsamen, die Ängstlichkeit abzulegen, um dem anderen in die Augen zu sehen und zuzuhören, oder auf die [kirchlichen] Dringlichkeiten zu verzichten, um den zu begleiten, der am Straßenrand [des Lebens] geblieben ist“ (Franziskus, 2013, Nr. 46). In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass die existenziellen Peripherien nicht nur mit den Herausforderungen des politischen Extremismus, der Kriege und der ökologischen Krisen etc. zunehmen, sondern auch das individuelle und gesellschaftliche Leben immer fragiler und verletzlicher werden lassen (vgl. u. a. Fegert & Schlaegel, 2024). Im Umgang mit solchen Problemlagen in der Schule als „Spiegelbild der Gesellschaft“ (DBK, 2020, S. 29) zeigt die Schuldiakonie ihre Relevanz. Sie kann dies, weil sie eine menschenfreundliche Hoffnungsperspektive anbietet, die über die aktuelle (krisenhafte) Situation hinausweist (Kropač, 2024, S. 9).
Postheroischer Realismus
Da nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die „Erstlingsgaben des Geistes“ (Röm 8,23) in jedem Menschen guten Willens wirksam sind (GS, Nr. 22), bedeutet dies für christliche Aktivitäten in Schulen, dass sie sich von ihrem Heldenbild verabschieden müssen, das sich aus machtbasierten Deutungsmustern der Wirklichkeit ableitet (Scherzinger, 2023, S. 139). Diese Muster manifestieren sich auch im Handeln der Schulseelsorger:innen, die u. a. über die pastorale Macht verfügen, etwas durchzusetzen oder eine Lösung herbeizuführen, was anderen bisher nicht gelungen ist, und damit Handlungsfähigkeit oder Opferbereitschaft demonstrieren (vgl. u. a. Boehme, Dam & Schreiner, 2019). Wenn diese Eigenschaften aber das Selbstverständnis pastoraler Akteure (mit)prägen, verhindert dies auf Dauer die gemeinschaftliche Entfaltung des Guten (Scherzinger, 2023, S. 139; vgl. auch Schüssler, 2020). Die Grundlage schuldiakonischen Handelns muss daher ein postheroischer Realismus bilden, der anerkennt, dass eine gerechtere Schule und eine gerechte Gesellschaft notwendig eine Vielfalt diakonischer Orte, Aktivitäten und Formen benötigen. Schuldiakonie ist in diesem Sinne postheroisch, insofern sie anerkennt, dass es professionelle und ehrenamtliche, organisierte und spontane, offizielle und private, bewusste und unbewusste Diakonie etc. nebeneinander gibt. Erst dadurch kann Schuldiakonie ein Gespür dafür entwickeln, wo engagierte Menschen guten Willens aktiv sind, wo und wie eine effektive Zusammenarbeit möglich ist, aber auch, welche Haltungen und Kompetenzen für sozial-diakonisches Engagement in Schulen erforderlich sind, um u. a. vor Machtmissbrauch gefeit zu bleiben (Scherzinger, 2023, S. 142; vgl. auch Schüssler, 2019).
Partizipationsoffenheit und Inklusion
In der Schuldiakonie muss die gleichberechtigte Partizipation aller – unabhängig von Glaubensüberzeugung und Lebensstil – im Vordergrund stehen, die auf eine kirchlich verankerte hierarchisch-amtliche Vermittlung von oben verzichtet (Gärtner, 2010, S. 205). Schuldiakonie ist damit gefordert, die Abhängigkeitsverhältnisse und ungleichen Beteiligungsqualitäten sozial-diakonischen Handelns in der Schule aufzugeben und auf der Grundlage eines offenen Partizipationsverständnisses zu realisieren, das auf selbstbestimmter Teilhabe und gleichberechtigter Mitwirkung und Mitbestimmung für alle beruht (ebd., S. 205). Allen Menschen muss etwas zugetraut werden. „Es ist die Frage nach den Inklusions- und Exklusionsmechanismen in einer [Schul-]Gemeinschaft. Wer gehört aus welchen Gründen dazu – und wer wird ausgeschlossen? Für wen reicht das, was man hat, noch aus – und für wen hat man nichts mehr?“ (Pock, 2010, S. 12). Vor diesem Hintergrund muss das christliche Handeln im Rahmen der Schuldiakonie daraufhin überprüft werden, wie die Prioritäten verteilt sind (ebd.) und wie eine inklusive Schulkultur geschaffen werden kann, in der Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen gleichberechtigt kooperieren und voneinander profitieren können (DBK, 2020, S. 38).
Anwaltschaftlichkeit
Schuldiakonie versteht sich ihrem Wesen nach als „Option für die Schwachen“ (DBK 2020, S. 26) und hat damit eine wichtige politische Funktion, z. B. im Blick auf Chancengerechtigkeit für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund (Chrostowski, 2024, S. 80) oder für diejenigen, die z. B. aufgrund sozioökonomischer Verhältnisse (Kleinert, Leuze & Pollak, 2023) sowie der zunehmenden Digitalisierung und Entwicklung Künstlicher Intelligenz etc. benachteiligt werden (Chrostowski, 2023, S. 87– 89). Konkret bedeutet dies, dass Schuldiakonie nicht beim Erkennen einer konkreten Krisensituation stehen bleiben darf, sondern Verantwortung übernehmen und Anwältin aller Menschen in der Schule sein muss. Das allein reicht jedoch nicht aus. Sie sollte zugleich empowermentorientiert handeln, d.h. im Sinne einer Entdiakonisierung Benachteiligte nicht nur als Hilfsbedürftige wahrnehmen und behandeln. Ihnen kann und soll mehr als Mitleid und Hoffnungszuspruch entgegengebracht werden; sie können sich auch in der Schuldiakonie als Subjekte mit vielfältigen Bedürfnissen und Fähigkeiten entfalten und einbringen (Uppenkamp, 2021, S. 310). Bei allem Bewusstsein um die Grenzen in den Möglichkeiten der Schuldiakonie gehört diese Dimension der politischen Anwaltschaftlichkeit wesentlich dazu. Denn hier geht es nicht nur um die Linderung individueller Nöte, sondern auch um eine dauerhafte Veränderung des Schulsystems, das Benachteiligung, Ungleichheit und Segregation begünstigt (Pock, 2010, S. 15–16). Mit anderen Worten: Ähnlich wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30–37) liegt der Fokus der Schuldiakonie nicht ausschließlich auf der Notsituation Einzelner und dem diakonischen Auftrag ihnen gegenüber, sondern auf der Not vieler und der Verantwortung der Schulgemeinschaft, darauf zu reagieren (Pock, 2010, S. 15–16, vgl. auch Chrostowski, 2021, S. 239–242). In diesem Kontext bedeutet politisch zu sein, dass Schuldiakonie gar nicht nach Religionszugehörigkeit oder z. B. Bistums- und Pfarrgrenzen fragt, sondern sich auf die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kirchlichen Möglichkeiten fokussiert, um eine bestimmte Krisensituation zu verbessern oder möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen (Pock, 2010, S. 16).
Möglichkeit der Gottesbegegnung
Wenn Schuldiakonie ein Dienst der Nächstenliebe im Schulalltag ist, dann muss auch gefragt werden, welche Rolle Gott dabei spielt. Sicherlich möchte man sich in Zeiten knapper werdender Ressourcen in den Kirchen auf ein gewisses Kerngeschäft konzentrieren, das oft mit liturgischen Feiern, Verkündigung, Mission, Evangelisierung etc. assoziiert wird. Sozialdiakonisches Engagement wird aus diesem Grund zwar als wichtig, aber nicht als genuin kirchlich angesehen, da auch viele andere Träger in diesem Bereich nachhaltig agieren können (Pock, 2010, S. 11). Dabei wird jedoch etwas Wesentliches übersehen:
„[d]ass nämlich genau die Diakonie ein, wenn nicht sogar der Weg zur Gottesbegegnung ist – zumindest für viele Menschen. Wenn man die Aussagen im Matthäusevangelium Kap. 25, der Weltgerichtsrede, ernst nimmt, wo Jesus deutlich sagt, dass man ihm gerade in den Hungrigen, Kranken, Gefangenen begegnen kann, dann wird deutlich: sozialdiakonischer Einsatz führt nicht weg von Gott!“ (ebd.).
Im Rahmen der Schuldiakonie wird die Gottesbegegnung zwar nicht immer direkt initiiert, aber durch ihre Angebote sollen Menschen Impulse erhalten, sich ihrer eigenen spirituellen Grundhaltungen bewusst zu werden und diese gegebenenfalls neu zu justieren. Dies kann und muss angesichts zunehmender Konfessionslosigkeit auch auf indirektem Wege geschehen (Fricke, 2012, S. 166).
Gerade vor diesem Hintergrund gilt es für die Schuldiakonie, sich nicht nur als „Diakonie der Phantasie“ (Goudjo, 2013, S. 253) zu erweisen, sondern – ähnlich wie im Gesundheitswesen – die eigene Rolle innerhalb der Spiritual Care bewusst wahrzunehmen (vgl. u. a. Nauer, 2015, 2024; Roser, 2017; EKD, 2020b). In diesem Sinne ließe sich Schuldiakonie als ein ganzheitliches Care-Konzept verstehen, das die spirituelle Bedürfnisdimension aller Menschen in der Schule systematisch integriert und zur Steigerung der Lebensqualität beiträgt (EKD, 2020b, S. 9). Dabei kommt dem heterochronen und heterotopen Potenzial von Spiritual Care eine besondere Bedeutung zu. Ihre spezifisch christliche Prägung eröffnet vielfältige Ressourcen – etwa durch Räume der Stille als Ander-Orte oder durch Bibelworte und Segenshandlungen als Ander-Zeiten im schulischen Kontext. Solche Ander-Orte und Ander-Zeiten bieten alternative Erfahrungsräume, die in ihrer Andersartigkeit eine reflektierte Sicht auf die schulische Normalität ermöglichen (ebd.). Eben darin liegt ein kritisches Potenzial der Schuldiakonie: Sie könnte Anknüpfungspunkte bieten, um die Instrumentalisierung und Funktionalisierung von Religion im Bildungssystem zu hinterfragen und stattdessen eine ganzheitliche, sensible Perspektive auf den Menschen und die schulische Wirklichkeit zu eröffnen (ebd.).
Angesichts der vorstehenden Analyse ist zum einen anzumerken, dass die hier vorgelegte terminologische und konzeptionelle Spezifizierung der Schuldiakonie trotz ihrer Praxisorientierung einen Abstraktionsgrad beibehält, der für eine theologische und religionspädagogische Rahmung des Ansatzes zunächst unvermeidlich ist. Zum anderen wird vieles von dem, was bisher innerhalb der Schulpastoral entwickelt wurde, durch die Schuldiakonie keineswegs aufgelöst, sondern neu gewichtet, was als ein grundsätzliches Potenzial dieses Unterfangens anzusehen ist. Insofern ist es aber – gerade weil die heutige Schule immer pluraler wird und es dort auf Dauer mehr nicht religiös Sozialisierte als religiös Sozialisierte geben wird – unabdingbar, sich immer wieder neu zu vergewissern, welche christlichen Angebote sinnvoll sind und inwieweit sie den Einzelnen in ihrer affektiv-handlungsorientierten, kognitiven und spirituellen Entwicklung sowie der gesamten Schulgemeinschaft dienen. Hierfür könnte sich die Schuldiakonie auch an dem bereits erwähnten Konzept der Spiritual Care orientieren, das auf ein verändertes Verständnis von kirchlicher Bindung, Spiritualität und Seelsorge reagiert (Lochner, 2024, S. 126; vgl. auch Fischer, 2023). Im Ergebnis würde das Verhältnis von Kirche und Schule neu gerahmt, nämlich als solidarisch, dialogisch, partnerschaftlich und symmetrisch, im Einsatz für die Humanität wertschätzend verbunden (Kropač, 2024, S. 7) und um eine „gute Pluralität“ (Bartl, 2023, S. 230) bemüht.
In diesem Zusammenhang ist ein weiterer positiver Entwicklungsaspekt der Schuldiakonie zu sehen: Sie würde es ermöglichen, das zunehmend auseinanderdriftende Verhältnis von Religionsunterricht, der längst nicht mehr ein „Ferment der Schulpastoral“ (DBK, 1996, S. 18) ist, und schulseelsorglichen Dienstleistungen stringent zu regeln. Denn der Religionsunterricht kann für Schüler:innen einen „Türöffner“ (Lochner, 2024, S. 125) zur Schuldiakonie bieten und beide Angebote können sich, z. B. im Rahmen von Schulprojekten, gegenseitig befruchten. Zudem könnte die Schuldiakonie auch eine attraktive Plattform für Begegnungslernen im fächerverbindenden Unterricht, d. h. im Religions- und Ethik-/Philosophieunterricht, bieten (vgl. u.a. Boehme, 2017, 2018). Des Weiteren lassen sich die vorgestellten Signaturen der Schuldiakonie, d. h. Orientierung an der Peripherie, postheroischer Realismus, Partizipationsoffenheit und Inklusion, Anwaltschaftlichkeit und die Möglichkeit der Gottesbegegnung gut mit etablierten Prinzipien bzw. Ǫualitätskriterien christlichen Handelns in Schulen wie Situationsbezug, personales Angebot, Gastfreundschaft, Ökumene/Interreligiosität, Freiwilligkeit, Partnerschaftlichkeit und Kooperation in Einklang bringen (Chrostowski, 2021, S. 116–120). Eine unter diesen Prämissen verankerte Schuldiakonie wäre für öffentliche Schulen und die plurale Gesellschaft ein Wert an sich, weil sie die Schulsozialarbeit als Leistung der Kinder- und Jugendhilfe ergänzen und mit ihren vielfältigen Angeboten zum Aufbau des für ein demokratisches System notwendigen Sozialkapitals beitragen würde. Dies bestätigt z. B. ein kurzer Blick auf bestehende Aktivitäten an Schulen, bei denen eine enge Verbindung zur Diakonie besteht: „Diakonische Angebote umfassen sowohl Hilfe und Unterstützung für Schüler, Lehrer oder andere in der Schule Tätige [z. B. im Rahmen der individuellen Beratung und Begleitung sowie der Unterstützung bei Unfällen, Trauerfällen oder anderen schwierigen Lebenssituationen] als auch Projekte und Aktivitäten, in denen Schüler und ggf. auch Lehrer selbst diakonisch tätig werden und Verantwortung für andere übernehmen wie z.B. in Eine-Welt-Gruppen, Hausaufgabenhilfen für schwächere Schüler, Hilfsprojekten für Obdachlose oder ökologischen Initiativen“ (DBK, 2020, S. 30).
Kritisch ist in diesem Zusammenhang allerdings zu fragen, worin der Unterschied zwischen Schuldiakonie und Schulsozialarbeit explizit besteht. Denn je mehr die traditionelle Schulpastoral ihre liturgisch-mystagogischen Formen verliert und diakonisch wird, desto mehr nähert sie sich der Schulsozialarbeit an und desto deutlicher werden die Gemeinsamkeiten (z. B. Beratung und Unterstützung in persönlicher und sozialer Entwicklung, in Krisensituationen, Förderung sozialer Projekte), die beide Angebote von außen kaum differenzierbar machen. Daher ist eine klare Abgrenzung der Aufgaben und Zuständigkeiten von Schuldiakonie und Schulsozialarbeit erforderlich, um Rollenvermischungen zu vermeiden. Dies lässt sich anhand von drei Hauptmerkmalen verdeutlichen:
Zielsetzung: Schuldiakonie hat neben der individuell-sozialen Unterstützung auch eine spirituelle Komponente, während Schulsozialarbeit primär auf sozialpädagogische Hilfe ausgerichtet ist.
Institutionelle Einbettung: Schuldiakonie ist als freiwilliges Angebot kirchlich organisiert, während Schulsozialarbeit Teil des Schulprogramms ist.
Weltanschauliche Basis: Schuldiakonie ist theologisch begründet und von christlichen Werten geprägt. Schulsozialarbeit hingegen basiert auf sozialpädagogischen Theorien und Methoden und ist weltanschaulich neutral (Schrimpf, 2015, S. 260–273; Chrostowski, 2021, S. 126–127).
An dieser Stelle muss betont werden, dass Schuldiakonie nicht einfach durch Schulsozialarbeit ersetzt werden kann und umgekehrt. Bei aller Ähnlichkeit sind beide Angebote unterschiedlich ausgerichtet und beziehen ihre Wirkungskraft aus verschiedenen Ǫuellen. Schuldiakonie hat eine besondere Sensibilität für die religiöse Dimension des menschlichen Lebens, was nicht nur ihre Relevanz verdeutlicht, sondern auch ihr Existenzrecht in Schulen im Hinblick auf die Gesetzgebung bestätigt (vgl. z. B. für Bayern: Art. 135 BV). Oder anders formuliert: „Die Tätigkeit der Kirche auf dem Schulgelände muss immer im Bewusstsein ihres kirchlichen Ursprungs und ihrer theologischen Basis ausgeführt werden, damit sie richtig funktionieren kann“ (Chrostowski, 2021, S. 127).
Schließlich dürfen weitere Limitationen des hier vorgestellten Ansatzes nicht übersehen werden. Die erste kann in der Schwerfälligkeit kirchlicher Entscheidungen und Prozesse liegen oder in der Trägheit, mit der konkrete Formen interkonfessioneller Kooperation Realität werden; das beste Beispiel dafür ist der konfessionell-kooperative Religionsunterricht (vgl. u. a. Schröder, 2022). Hinzu kommt die bereits erwähnte Verknappung der finanziellen und personellen Ressourcen und die damit unmittelbar verbundene personelle Überlastung, da Religionslehrer:innen in der Regel auch für die außerunterrichtlichen christlichen Angebote an den Schulen zuständig sind (Dam, 2023, S. 296–298). Dies kann ein adäquates Eingehen auf die jeweilige Situation, die Entwicklung eines breiten Angebotsspektrums sowie eine partizipationsoffene Gestaltung der Schuldiakonie erheblich erschweren. Die Erfahrungen in den Schulen zeigen zudem, dass die Verantwortlichen in der Schulpastoral nicht immer über das notwendige Wissen oder die fachliche Ausbildung verfügen, um den komplexen psychosozialen Fragestellungen angemessen begegnen zu können. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, hohe Standards für Schulseelsorger:innen zu sichern, bestehende Aus- und Fortbildungsformate interkonfessionell (ggf. interreligiös) weiterzuentwickeln und stärker sozialpädagogisch auszurichten (ebd., S. 300–303; DBK, 2020, S. 43–45). Eine weitere Limitation könnte der sporadische Charakter der Angebote oder z. B. die Kurzfristigkeit der Unterstützung darstellen, die es möglicherweise verhindern, grundlegende Veränderungen oder Lösungen für tief verwurzelte Probleme an Schulen zu bewirken. Damit verbunden ist auch die Tatsache, dass die Schuldiakonie sowohl innerhalb der Schule eine begrenzte Reichweite hätte (freiwilliges Angebot) als auch bei schulexternen Schwierigkeiten, wie komplexen familiären Problemen oder sozialen Benachteiligungen, nur bedingt helfen könnte. Daher ist verstärkt über nachhaltige Kooperationsnetzwerke nachzudenken, die von kirchlicher Seite systemisch aufgebaut und gepflegt werden müssen (DBK, 2020, S. 14, 23). Weiterhin ist zu beachten, dass in pluralen schulischen Kontexten kulturelle Missverständnisse oder unterschiedliche gesellschaftliche Normen die Arbeit der Schuldiakonie, die auf einem christlichen Wertesystem basiert, erschweren können. Auch ist in einer sich säkularisierenden Gesellschaft mit einer differenzierten Akzeptanz hinsichtlich der Einbindung der Schuldiakonie in das pädagogische Programm der Schule und des Umfangs ihrer Angebote zu rechnen. Schließlich können sich Schüler:innen selbst durch die Teilnahme an diakonischen Aktivitäten stigmatisiert fühlen oder negative Reaktionen von Mitschüler:innen oder Lehrkräften befürchten (vgl. u. a. Stichweh, 2007).
Um die obigen Überlegungen zusammenzufassen, lohnt es sich, an dieser Stelle an die Worte der deutschen Bischöfe zu erinnern, die bereits vor knapp 30 Jahren auf die Virulenz der Schulpastoral hingewiesen haben und die sich auch auf den Ansatz der Schuldiakonie als ihre nächste Entwicklungsstufe anwenden lassen: Schuldiakonie „kann nicht alle gesellschaftlichen Defizite ersetzen und Desiderate einlösen; sie ist kein Allheilmittel. Es gilt jedoch […] alle Möglichkeiten zu nutzen, die Schule für ein soziales und humanes Erfahrungsfeld bietet, ohne damit die Illusion zu verbinden, es sei möglich, die ihr innewohnenden Widersprüche aufzulösen“ (DBK, 1996, S. 14).
Diese Ermutigung, „alle Möglichkeiten zu nutzen“ (ebd.), um die Schule und unsere Gesellschaft menschenfreundlich(er) zu gestalten, ist heute vor allem ein Appell an die Kirche(n) selbst und an die Verantwortlichen für die Konzeption und Organisation des
außerunterrichtlichen christlichen Angebots an den öffentlichen Schulen, den Mut zu den notwendigen Veränderungen zu haben. Statt anerkannte Ansätze christlicher Arbeit angesichts soziokultureller Transformationen aufzugeben, wäre es weitaus sinnvoller, solche Maßnahmen frühzeitig und eigenverantwortlich zu ergreifen.
Adam, G. (2005). Diakonisch-soziales Lernen als Beitrag zur Persönlichkeitsbildung. Schulfach Religion, 24(1/2), S. 119–132.
Bargheer, F. W. (2001). Art. Diakonisches Lernen. In N. Mette & F. Rickers (Hrsg.), Lexikon der Religionspädagogik (Bd. 1., S. 329–332). Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag. Bartl, K. (2023). Diakonie für die plurale Gesellschaft: Grundsätzliche Überlegungen und praktische Erprobung. DWI-Jahrbuch–Diakoniewissenschaft in Forschung und Lehre, S. 211–231.
Boehme, K. (2017). Interreligiöses Begegnungslernen durch fächerkooperierenden Unterricht. Notizblock, C2, S. 6–7.
Boehme, K. (2018). Fächerkooperierendes Interreligiöses Begegnungslernen. Religionspädagogische Beiträge, 7S, S. 15–23.
Boehme, T., Dam, H. & Schreiner, P. (2019). Evangelische Schulseelsorge. Empirische Befunde und Perspektiven. Münster, New York: Waxmann.
Borghesi, M. (2020). Papst Franziskus. Sein Denken, seine Theologie. Darmstadt: Herder.
Büchel-Kapeller, K. (2011). Gelebtes Sozialkapital – Praxisbeispiele aus Vorarlberg. In
S. Vater, W. Kellner & W. Jütte (Hrsg.), Erwachsenenbildung und Sozialkapital. Studies in Livelong Learning (S. 111–120). Wien: LIT.
Bucher, G. & Domsgen, M. (2016). Empowerment in religionspädagogischer Perspektive. Überlegungen zu einem Konzept mit theologischem und pädagogischem Potenzial vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen. Zeitschrift für Theologie und Kirche, 113(4), S. 407–439.
Chrostowski, M. (2021). Schulpastoral für alle! Religionspädagogische und pastorale Impulse deutscher Schulpastoral für ein schulpastorales Modell in Polen (am Beispiel der Diözese Łomża). Berlin: LIT.
Chrostowski, M. (2023). Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Religionsunterricht: Möglichkeiten, Grenzen und Brennpunkte. Religionspädagogische Beiträge, 4C(1), S. 79−95.
Chrostowski, M. (2024). Sprachlich-kulturelle Vielfalt im Religionsunterricht wahrnehmen: Zum vernachlässigten Potential der ‚Sprache des Herzens‘ von Lernenden mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund. Religionspädagogische Beiträge 47(3), S. 73–85. DOI: https://doi.org/10.20377/rpb-311.
Cimşit, M. (2015). Seelsorge aus islamischer Sicht. In A. Kaupp, G. Bußmann, B. Lob & B. Thalheimer (Hrsg.), Handbuch Schulpastoral: für Studium und Praxis (S. 155–164). Freiburg i. Br.: Herder.
Collins, J. N. (1990). Diaconia – Reinterpreting the ancient sources. Oxford: Oxford University Press.
Dam, H. (2023). Evangelische Schulseelsorge – wohin? Empirische Befunde und Konsequenzen für die zukünftige Entwicklung der Schulseelsorge. Zeitschrift für Pädagogik und Theologie, 75(3), S. 294–305.
DBK (1996). Schulpastoral – der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule. Bonn: Sekretariat der DBK.
DBK (2019). Projektion 2060. https://www.dbk.de/themen/kirche-und-geld/projektion-
2060 [Zugriff: 11.11.2024].
DBK (2020). Im Dialog mit den Menschen in der Schule. Eckpunkte zur Weiterentwicklung der Schulpastoral. Bonn: Sekretariat der DBK. Delp, A. (1985). Kirche in Menschenhänden. Frankfurt a.M.: Knecht.
Demmelhuber, H. (1999). Sozialarbeit und Seelsorge in der Schule – Neue Wege der Kirche. Freiburg i. Br: PAIS.
Der Wegweiser Bürgergesellschaft (2024). Sozialkapital. https://www.buergergesellschaft.de/glossar?tx_a21glossary_pi1%5Baction%5D=sho wCtx_a21glossary_pi1%5Bentry%5D=34CcHash=c9b58b5c4f446b288dcc91e6d6fea e7f [Zugriff: 12.11.2024].
Domsgen, M. & Foß, T. (Hrsg.) (2021). Diakonie im Miteinander. Zur Gestaltung eines diakonischen Profils in einer mehrheitlich konfessionslosen Gesellschaft. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.
Domsgen, M. (2018). Diagnose „konfessionslos“ – was heißt das religionspädagogisch? Loccumer Pelikan, 3, S. 4–9.
Domsgen, M. (2020). Dialogischer Religionsunterricht im Kontext mehrheitlicher Konfessionslosigkeit. In T. Knauth & W. Weiße (Hrsg.), Ansätze, Kontexte und Impulse zu dialogischem Religionsunterricht (S. 145–159). Münster: Waxmann.
Domsgen, M. (2024). Die christliche Lebensform in Anspruch nehmen. Impulse aus Empowerment-Diskursen. In M. Domsgen, A.-K. Lienau, M. Saß & B. Schröder (Hrsg.), Beiträge zur Morphologie und Topologie einer Lebensform (S. 287–300). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.
Eckholt, M. (2008). Caritas – ein unverzichtbarer „Wesensausdruck“ der Kirche. Der Beitrag der dogmatischen Theologie zum Werden einer diakonischen Kirche. In N. Wolff (Hrsg.), Benediktbeuern – Erbe und Herausforderung. Festgabe für Leo Weber SDB zum 80. Geburtstag (S. 229–258). München: Don-Bosco.
Eckholt, M. (2016). „An die Peripherie gehen“ (Papst Franziskus): Gegenwartkulturen als „locus theologicus“. In T. Kettmann & J. Wübbe (Hrsg.), ZeitGeist?! Heutige Lebenswelten als heilsame Provokation für Theologie und Kirche. Festgabe für Bischof Dr. Franz-Josef Bode zum 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe (S. 75–96). Regensburg: Pustet.
EKD (2015). Evangelische Schulseelsorge in der EKD. Ein Orientierungsrahmen. Hannover: Evangelische Kirche in Deutschland.
EKD (2019). Entwicklung der Kirchenmitgliederzahlen. https://www.ekd.de/projektion2060-mitgliederzahlen-45532.htm [Zugriff: 12.11.2024].
EKD (2020a). Religiöse Bildung angesichts von Konfessionslosigkeit. Aufgaben und Chancen. Leipzig: Evangelische Kirche in Deutschland.
EKD (2020b). Spiritual Care durch Seelsorge. Zum Beitrag der evangelischen Kirche im Gesundheitswesen. Hannover: Evangelische Kirche in Deutschland.
EKD (2023). Wie hältst du’s mit der Kirche? Zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft.
Erste Ergebnisse der C. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Leipzig: Evangelische Kirche in Deutschland.
Erzbistum München und Freising (2024). Schulpastorale Projekte. https://www.erzbistum-muenchen.de/ordinariat/ressort-4-seelsorge-und- kirchliches-leben/schulpastoral/projekte/57717 [Zugriff: 14.11.2024].
Eurich, J. & Glatz-Schmallegger, M. (Hrsg.) (2019). Soziale Dienste entwickeln: Innovative Ansätze in Diakonie und Caritas. Ein Studien- und Arbeitsbuch. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.
Fegert, J. M. & Schlaegel, K. (2024). Krise der Psychischen Gesundheit in Europa – Agendasetting für belastete Kinder und Jugendliche. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 52(3), S. 145–149.
Fehr, J. (2021). Schulseelsorge vernetzt. Chancen und Grenzen von Online- Schulseelsorge als zeitgemäße Lebens- und Glaubensbegleitung im Schulleben. Hildesheim: Universitätsverlag Hildesheim.
Fischer, M. (2023). Das Miteinander unterschiedlicher Akteure in der seelsorglichen Begleitung. Wege zum Menschen, 75(4), S. 332–345.
Foß, T. (2024). Zwischen Relevanzverlust und erhoffter Parteilichkeit. Die Diakonie und ihr christlicher Bezug aus der Perspektive konfessionsloser Mitarbeitenden. In Ch. Gärtner, G. Lämmlin, S. Lorenzen & G. Wegner (Hrsg.), Kirchenkrise als Glaubenskrise? (S. 155–170). Baden-Baden: Nomos.
Franziskus (2013). Evangelii Gaudium: Apostolisches Schreiben über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute. 24. November 2013. Acta Apostolicae Sedis, 105, S. 1019–1137.
Fricke, M. (2012). Diakonisches Lernen an der öffentlichen Schule. Ǫuatember, 7C, S. 160–166.
Gärtner, Rolf (2010). „Seid jederzeit gastfreundlich!“ (Röm 12,13) – Ein Leitbild für heutige Gemeindepastoral. https://www.pedocs.de/volltexte/2019/18140/pdf/Boehme_ Dam_Schreiner_2019_Evangelische_Schulseelsorge.pdf [Zugriff: 16.11.2024].
Gatzke, H. & Petzoldt, T. (2023). Die Kirche der Zukunft wird diakonisch sein – oder sie wird nicht mehr sein. Eine Reaktion auf die VI. EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung aus Sicht von Diakoninnen und Diakonen. https://www.vedd.de/die-kirche-der-zukunft- wird-diakonisch-sein-oder-sie-wird-nicht-mehr-sein/ [Zugriff: 07.11.2024].
Görtz, P. & Molzberger, M. (2015). Ignatianische Schulpastoral. In A. Kaupp, G. Bußmann, B. Lob & B. Thalheimer (Hrsg.), Handbuch Schulpastoral: für Studium und Praxis (S. 173–180). Freiburg i. Br.: Herder.
Görtz, P. (2014). Ignatianische Schulpastoral. Anregungen für eine spirituelle Praxis an kon-fessionellen Schulen. Würzburg: Echter.
Goudjo, R. B. (2013). Eine Vision für die Zukunft: die Diakonische Kirche. In K. Krämer C
K. Vellguth (Hrsg.), Theologie und Diakonie. Glauben in der Tat (S. 244–257). Freiburg i. Br.: Herder.
Gutmann, H., Kuhlmann B. & Meuche K. (2014). Praxisbuch Schulseelsorge. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Haspel, M. (2022). Schrumpfende Kirche – wachsende Diakonie: Ekklesiologische Herausforderungen in Ostdeutschland. Evangelische Theologie, 82(2), S. 108–124.
Henkelmann, A., Jähnichen, T., Kaminsky, U. & Kunter, K. (Hrsg.) (2012). Abschied von der konfessionellen Identität? Diakonie und Caritas in der Modernisierung des deutschen Sozialstaats seit den sechziger Jahren. Stuttgart: Kohlhammer.
Hock, J. & Käbisch, D. (2023). Die „religiös-säkulare Konkurrenz“ als Kontext und Thema des Religionsunterrichts: Empirische Einsichten und didaktische Konsequenzen im Spiegel der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD. Theo-Web, 22(2),
S. 176–202.
Käbisch, D. (2014). Religionsunterricht und Konfessionslosigkeit. Eine fachdidaktische Grundlegung. Tübingen: Mohr Siebeck.
Kaupp, A. (Hrsg.) (2018). Pluralitätssensible Schulpastoral. Chancen und Herausforderungen angesichts religiöser und kultureller Diversität. Ostfildern: Grünewald.
Kleinert, C., Leuze, K. & Pollak, R. (2023). Soziale Herkunft und Bildung. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/soziale-ungleichheit- 354/520843/soziale-herkunft-und-bildung/ [Zugriff: 27.02.2025].
Koerrenz, R. & Wermke, M. (2008). Schulseelsorge – Ein Handbuch (sic!). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Könemann, J. (2015). Schulpastoral: Grundlagen, Ausgestaltung und Erfahrungen. IRP- Impulse: Zeitschrift für den katholischen Religionsunterricht an allgemeinbildenden Gymnasien und beruffichen Schulen, Frühjahr 2015, S. 4–9.
Kropač, U. & Schambeck, M. (Hrsg.) (2022). Konfessionslosigkeit als Normalfall. Religions- und Ethikunterricht in säkularen Kontexten. Freiburg i. Br.: Herder.
Kropač, U. (2015). Konzeptionelle Dilemmata: Schulpastoral in Schulen postmoderner Ge-sellschaften. IRP-Impulse: Zeitschrift für den katholischen Religionsunterricht an allgemeinbildenden Gymnasien und beruffichen Schulen, Frühjahr 2015, S. 10–16.
Kropač, U. (2018). Konfessionslosigkeit. Religionspädagogische Beiträge, 7S, S. 33–44.
Kropač, U. (2024). Schulpastoral – aus katholischer (unveröffentlichtes Manuskript).
Lames, G. (2015). Der Systemische Ansatz in der Schulpastoral. In A. Kaupp, G. Bußmann, B. Lob & B. Thalheimer (Hrsg.), Handbuch Schulpastoral: für Studium und Praxis (S. 165–172). Freiburg i. Br.: Herder.
Liedke, U. (2017). Diakonische Profildialoge als Teil der Organisationsentwicklung. In M. Arnold, D. Bonchino-Demmler, R. Evers, M. Hußmann, & U. Liedke (Hrsg.), Perspektiven Diakonischer Profilbildung. Ein Arbeitsbuch am Beispiel von Einrichtungen der Diakonie in Sachsen (S. 105–250). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.
Lienau, A.-K. (2017). Schulseelsorge: System struktureller Kopplung. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.
Lilie, U. (2019). Dienen und Dazwischengehen. Facetten des „Diakonie-Spirits“. www.kas.de/documents/258927/6153708/43_Dienen+und+dazwischengehen.pdf/ 764fb486-03b5-d338-2809-9d782a8c1dc3?t=1558702538703 [Zugriff: 27.02.2025].
Lochner, C. (2024). Evangelische Schulseelsorge – im Dazwischen Professionalität entwickeln. Wege zum Menschen, 7C(2), S. 116–129.
Lutz, R., Kiesel, D. (Hrsg.) (2021). Sozialarbeit und Religion. Herausforderungen und Antworten. Weinheim: Beltz Juventa.
Nauer, D. (2015). Spiritual care statt Seelsorge? Stuttgart: Kohlhammer.
Nauer, D. (2024). Spiritual Care – Christliche Seelsorge: Ohne-, Gegen-, Neben-, Miteinander? In A. Büssing, A. Giebel & T. Roser (Hrsg.), Spiritual Care & Existential Care interprofessionell (S. 481–491). Berlin: Springer.
Pikowsky, B. (2024). Kirchliches Engagement in außerunterrichtlichen Erfahrungsräumen. https://bildung.rlp.de/religion/katholische-religion/schulische- themen/ausserunterrichtlichen-erfahrungsraeumen [Zugriff: 08.11.2024].
Pock, J. (2010). „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lk 9,13). Optionen für eine diakonische Pastoral. Antrittsvorlesung. https://medienportal.univie.ac.at/uniview/professuren/detailansicht/artikel/gebt-ihr- ihnen-zu-essen-lk-913-optionen-fuer-eine-diakonische-pastoral/ [Zugriff: 08.11.2024].
Pompey, H. (1988). Caritas, Diakonie. In W. Korff, L. Beck & P. Mikat (Hrsg.), Lexikon der Bioethik (Bd. 1, S. 422–427). Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.
Rabiej, S. J. (2022). Inclusive Ecclesiology According to Pope Francis [Eklezjologia inkluzywna według papieża Franciszka]. Studia Oecumenica, 22, S. 23–46.
Roeger, C. (2009). Mystagogische Schulpastoral. Grundlagen und Realisierungsmöglichkeiten. https://edoc.ub.uni- muenchen.de/10465/1/Roeger_Carsten.pdf [Zugriff: 07.11.2024].
Roeger, C. (2015). Mystagogische Schulpastoral, In A. Kaupp, G. Bußmann, B. Lob & B. Thalheimer (Hrsg.), Handbuch Schulpastoral: für Studium und Praxis (S. 181–190). Freiburg i. Br.: Herder.
Roser, T. (2017). Spiritual Care. Der Beitrag von Seelsorge zum Gesundheitswesen. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.
RPI der EKKW & EKHN (2019). Ausgewählte Beispiele aus der Schulseelsorge in der EKHN. https://www.rpi-ekkw- ekhn.de/fileadmin/templates/rpi/normal/material/arbeitsbereiche/ab_schulseelsorg e/material/EKHN-Kruetzfeld- Ausgewaehlte_Beispiele_aus_der_Schulseelsorge_in_der_EKHN_03.06.19.pdf [Zugriff: 07.11.2024].
Ryökäs, E. (2013). Arbeiter oder Diener. Über die Diakonie-Auffassungen des 20.
Jahrhunderts. DWI-Jahrbuch – Diakoniewissenschaft in Forschung und Lehre, 43, S. 107–124.
Scherzinger, G. (2023). «Kommen Sie doch bitte zu uns». Jahrbuch Diakonie Schweiz, 5(5), S. 132–150.
Schmitz, S. (2004). Was macht die Kirche in der Schule? Religionsunterricht und Schulpastoral 30 Jahre nach dem Würzburger Synodenbeschluss. Verlag Münster: LIT.
Schrimpf, V. (2015). Kooperationspartner und Unterstützungssysteme. In A. Kaupp,
G. Bußmann, B. Lob & B. Thalheimer (Hrsg.), Handbuch Schulpastoral: für Studium und Praxis (S. 260–273). Freiburg i. Br.: Herder.
Schröder, B. (2022). Die Diskussion um den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht seit 1993 bis heute. Eine historische Rekonstruktion am Beispiel Niedersachsens. Religionspädagogische Beiträge, 45(2), S. 5–17.
Schüssler, M. (2019). Befreiung im Dazwischen. Postheroische Transformation von Caritas- und Diakonietheologie. Zeitschrift für Pastoraltheologie, 3S, S. 151–170.
Schüssler, M. (2020). Religiöser Heroismus? Besser scheitern an Corona. https://www.feinschwarz.net/religioeser-heroismus-besser-scheitern-an- corona/#_ftn2 [zuletzt geprüft am 10.07.2024].
Stichweh, R. (2007). Inklusion und Exklusion in der Weltgesellschaft – am Beispiel der Schule und des Erziehungssystems. In: J. Aderhold & O. Kranz (Hrsg.), Intention und Funktion. Probleme der Vermittlung psychischer und sozialer Systeme (S. 113–120). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Strube, A. (2022). Religiös motivierte Soziale Arbeit. In Alice Salomon Archiv der Alice Salomon Hochschule Berlin (Hrsg.), „Über alle Parteiungen weg“? Aktuelle Gedanken zu Alice Salomons Schlüsseltext über die Grundlagen und Ziele der Sozialen Arbeit (S. 53–57). Freiburg i. Br.: Lambertus-Verlag.
Toaspern, H. D. (2007). Diakonisches Lernen. Modelle für ein Praxislernen zwischen Schule und Diakonie. Göttingen: VCR unipress.
Uppenkamp, V. (2021). Kinderarmut und Religionsunterricht. Armutssensibilität als religionspädagogische Herausforderung. Stuttgart: Kohlhammer.
Mariusz Chrostowski, Lehrstuhl für Didaktik der Religionslehre, für Katechetik und Religionspädagogik, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
1 „Das Attribut ‚konfessionslos‘ meint in diesem Text, bezogen auf Individuen, zunächst nur dies: Jemand wurde nicht getauft (bzw. in eine andere Religionsgemeinschaft aufgenommen) oder jemand ist aus der Kirche (bzw. einer anderen Religionsgemeinschaft) ausgetreten. Mit dem Attribut ‚konfessionslos‘ wird also weder die Art und Weise der Lebensführung und -deutung eines Menschen umfassend charakterisiert, noch ist damit eine Wertung verbunden; das Attribut ist allein beschreibend auf die Mitgliedschaft bzw. Nicht-Mitgliedschaft (sic!) in einer Kirche (bzw. Religionsgemeinschaft) bezogen. Es geht um Menschen, die ihr Leben ohne Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft führen und deuten. Ob sie selbst sich gleichwohl beispielsweise als zugehörig, gläubig oder religiös verstehen (oder so verstanden werden können), ist damit weder behauptet noch bestritten – das gilt es im Einzelfall wahrzunehmen“ (EKD 2020a, S. 14).